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Weihnachten – das emotional aufgeladene Familienfest kann wunderbar sein – aber auch besonders schwierig für Menschen, die nicht gut eingebettet sind.Die Pendlerzeitung „20 Minuten“ hat an Heiligabend bei der Dargebotene Hand nachgefragt.…
Dargebotene Hand
24. Dezember 2015 20:32; Akt: 24.12.2015 20:50Print
«Die Anrufe sind während der Feiertage intensiver»
Über die Festtage glühen die Telefonleitungen der Dargebotenen Hand. Geschäftsführer Franco Baumgartner erklärt, warum, und erzählt, was die Helfer während der Feiertage zu hören bekommen.
Herr Baumgartner, ist Ihre Arbeit während der Feiertage anstrengender?
Wir haben zwar übers Jahr gesehen meist ähnlich viele Anrufe; während den Feiertagen sind wir mit einem Plus von rund zehn Prozent bei den Anrufen aber schon etwas gefragter. Anstrengend kann neben der Anzahl der Gespräche aber auch sein, dass in dieser emotionalen Zeit die Gespräche besonders intensiv sein können.Die Dargebotene Hand
An Weihnachten sind in den 12 Regionalstellen in der ganzen Schweiz rund um die Uhr über 50 Freiwillige im Einsatz. Im Durchschnitt registrieren die 12 Regionalstellen täglich rund 600 Anrufe. In der ganzen Schweiz arbeiten rund 640 gut ausgebildete Freiwillige für 143.ch.Was führt zu den intensiveren Gesprächen und zu mehr Anrufen?
Weihnachten ist ein emotional stark aufgeladenes Familienfest. Und dann ist da auch der Jahreswechsel. Eine Zeit, in der Menschen zurückblicken und Bilanz ziehen. Ist jemand einsam oder hat im abgelaufenen Jahr das Schicksal zugeschlagen, liegt es auf der Hand, dass solche Menschen im Weihnachtsmonat besonders belastet sind.Zu welchen Problemen erhalten Sie Anrufe?
Dank anonymer statistischer Erhebungen können wir sehr genau sagen, zu welchen Problemen uns die Menschen anrufen. Rund ein Drittel aller Gespräche hat mit Beziehungsproblemen zu tun – in Partnerschaften, Familie, unter Freunden und Bekannten. In diesem Drittel sind auch die Menschen, die uns wegen Einsamkeit anrufen. Auch das ist ja letztlich ein Beziehungsproblem. Wichtig mit gut einem Fünftel sind psychische Krankheiten, allen voran Depressionen oder Burnout beim Job. Weitere Gründe sind Probleme am Arbeitsplatz, Arbeitslosigkeit, erlebte psychische und physische Gewalt.Haben Sie Beispiele von Menschen, die Sie an Weihnachten angerufen haben?
Eine Hausfrau rief mich einmal an. Sie hatte schon eine leichte Neigung zu Depressionen. Zusätzlich zum Weihnachtsstress sorgten die hohen Erwartungen, die an sie gestellt wurden, dafür, dass sie an sich selber zweifelte und depressiv wurde. Sie rief bei uns an und wollte nur eins: Zuspruch. Nachdem sie sich beruhigt hatte, konnten wir eine Auslegeordnung machen: Es zeigte sich, dass sie ihre Bedürfnisse deutlicher äussern und ihre Familie stärker in die Verantwortung für ein gelungenes Fest einbeziehen sollte.Ein weiterer Fall, der mir in Sinn kommt, ist der einer älteren Dame. Es waren ihre ersten Weihnachten ohne ihren Mann und auch sonst war sie schon ziemlich einsam. Sie hatte extrem Angst davor, Weihnachten und die Feiertage allein zu verbringen. Alles, was sie brauchte, war Beistand. Zusammen haben wir dann geschaut, was sie an diesem Tag unternehmen und sich selber Gutes tun könnte. Tröstend war für sie auch die Gewissheit, dass sie uns an Weihnachten jederzeit anrufen konnte.
Solche Situationen sind sicher sehr belastend. Wie gehen Sie damit um?
Die Vorstellung, jedes unserer Gespräche sei seelisch schwer belastend, ist falsch. Wie in den Fällen oben erklärt, geht es oft einfach darum, da zu sein, jemanden etwas zu begleiten. Aber natürlich gibt es auch belastende Gespräche. Wichtig für die Verarbeitung sind die Gruppen-Supervisionen. Das sind regelmässige, von einer Fachperson begleitete Treffen, in denen unsere Mitarbeitenden schwierige Gespräche verarbeiten können.Sind alle Anrufe gleich?
Jedes Gespräch ist anders. Natürlich gibt es die Vorstellung, wie ein gutes, im Durchschnitt rund 20-minütiges Gespräch verlaufen kann. In den ersten Minuten geht es darum, mit der Hilfesuchenden Person eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Wir müssen uns schnell klar werden über den Auftrag, den uns Anrufende geben.Können Sie das genauer erklären?
Die Frage ist etwa: Steht im Gespräch das Zuhören im Vordergrund? Geht es um eine momentane Entlastung? Oder geht es um eine weitergehende Unterstützung in einer Krise, allenfalls mit helfenden Informationen? Das ist wichtig, denn die meisten Anrufer können das Problem zu Beginn oft gar nicht klar benennen. Sie finden erst mit uns zusammen die passenden Worte für ihre Not. Und erst wenn wir den Grund herausspüren, können wir den Leuten effizient helfen. Wichtig ist auch der Schluss: Ein Gespräch sollte gut beendet werden. Gut ist, wenn das Ende nicht zu abrupt ist und Hilfesuchende akzeptieren können, dass unsere Zeit für jedes Gespräch beschränkt ist.